Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die psychische Gesundheit
Eine meta-ökologische Studie im Rahmen einer dynamischen Plattform für Überprüfungen, Crowdsourcing und methodische Innovationen schufen den MHCOVID-Rahmen, der die Frage beantwortet: Wie haben sich die Covid-19-Pandemie und die Eindämmungsmassnahmen auf die psychische Gesundheit ausgewirkt?
Hintergrund
Die Dauer und Intensität der Isolation und die Angst vor Ansteckung haben negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Die Effizienz der ergriffenen Massnahmen muss in Verbindung mit ihren potenziell negativen Auswirkungen auf die psychische Gesundheit betrachtet werden. Zu Beginn des Projekts war nicht klar, inwieweit die Covid-19-Pandemie und ihre Eindämmungsmassnahmen die psychische Gesundheit beeinflussen. Dies liegt daran, dass diverse Studien widersprüchliche Ergebnisse lieferten.
Ziel
Unser Ziel war es, den Verlauf der psychischen Symptome während der Pandemie zu bewerten und Dosis-Wirkungs-Beziehungen mit den Merkmalen der Pandemie und ihren Eindämmungsmassnahmen zu untersuchen. Ausserdem wollten wir untersuchen, wie individuelle Merkmale wie Alter, Geschlecht und Komorbiditäten die psychische Gesundheit der Menschen während der Pandemie veränderten.
Resultate
In 43 Studien mit insgesamt 331.628 Teilnehmenden fanden wir heraus, dass Veränderungen bei Symptomen psychischer Probleme in den Studien unterschiedlich ausfielen. Im Durchschnitt verschlechterten sich Symptome in den ersten zwei Monaten der Pandemie. Danach waren die Verläufe heterogen. Wir fanden einen linearen Zusammenhang zwischen der Verschlechterung der Symptome mit zunehmender Zahl gemeldeter SARS-COV-2-Fälle und Strenge der Massnahmen. Unveröffentlichte Resultate: Wir prüfen derzeit Daten aus 176 Studien. Die durchschnittliche Prävalenz psychischer Probleme war bei Frauen höher als bei Männern; dies war vergleichbar mit den beobachteten epidemiologischen Unterschieden vor der Pandemie. Die Prävalenz psychischer Probleme war bei Erwachsenen höher als bei Kindern, Jugendlichen und älteren Menschen.
Die Heterogenität der Ergebnisse deutet darauf, dass Bevölkerungsgruppen unterschiedlich auf Stressfaktoren und Massnahmen reagierten. Der Symptomwert stieg in den ersten zwei Monaten mit zunehmender Strenge der Eindämmungsmassnahmen und der Zahl der gemeldeten Fälle in unterschiedlichem Masse an. Die Heterogenität war gross, und Studien berichteten über eine Verbesserung des Schlafs, psychischer Belastung und psychischen Wohlbefindens oder der Depressionen und Ängste, insbesondere nach den ersten drei Monaten. Es ist möglich, dass diese Unterschiede auf andere Faktoren zurückzuführen sind als auf Unterschiede des Alters, Geschlecht, sozialen Ungleichheiten oder Wohlstand des Landes.
Diese Ergebnisse haben zweierlei Auswirkungen auf die aktuelle Pandemie wie auch künftige. Erstens sollten die geringen und unsicheren Auswirkungen der Eindämmungsmassnahmen auf die psychische Gesundheit politisch gegen den Grad der Sicherheit abgewogen werden, mit dem die Distanzierungsmassnahmen die Ausbreitung des Virus wirksam eindämmen. Zweitens deutet die grosse Heterogenität darauf hin, dass einige Bevölkerungsgruppen eindeutig einen erheblichen Anstieg der psychischen Probleme erfahren.
Beitrag zur Bewältigung der aktuellen Pandemie
Auch wenn die tatsächliche Auswirkung der Pandemie in Bezug auf die Zunahme der Symptome gering ist, betrifft diese geringe Zunahme eine grosse Anzahl von Menschen und führt zu einem öffentlichen Gesundheitsnotstand. Dies sollte die Regierungen und Gesundheitsinstitutionen in der Schweiz und im Ausland erneut dazu veranlassen, Strukturen und öffentliche Massnahmen zur psychischen Gesundheit für diejenigen zu schaffen, die sie benötigen.
Originaltitel
Eine fortlaufend aktualisierte meta-ökologische Studie über die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf psychische Gesundheitsprobleme, Alkohol- und Drogenmissbrauch sowie Gewalt in der Allgemeinbevölkerung
Website zur NFP 78 Forschung