Covid-Normen: Monitoring und Analyse von Präventionsverhalten
Dieses Projekt untersuchte, wie sich die gesellschaftlichen Normen des präventiven Verhaltens während der Covid-19-Pandemie in der Schweiz entwickelt haben und welche Rolle die Medien dabei spielten. Dazu wurden Umfragen in der Bevölkerung und eine Inhaltsanalyse der Medien kombiniert.
Hintergrund
Gesellschaftliche Normen sind ein vielversprechendes Mittel für die Bewältigung und Kommunikation von Gesundheitskrisen. Erstens sind gesellschaftliche Normen ein wichtiger Mechanismus zur Koordinierung kollektiver Massnahmen. Zweitens bieten gesellschaftliche Normen Orientierung in Krisenzeiten. Drittens regeln gesellschaftliche Normen die Einhaltung von Präventivmassnahmen auf sozialer Ebene, anstatt sie durch rechtliche Vorschriften zu erzwingen.
Ziel
Ziel des Projekts war es, ein vertieftes Verständnis dafür zu gewinnen, wie sich gesellschaftliche Normen des Präventionsverhaltens in der Schweiz während der Covid-19-Pandemie entwickelt haben und welche Rolle die Medien (d.h. Newsmedien, soziale Medien) in diesem Prozess spielten. Auf diese Weise sollte das Projekt eine evidenzbasierte Anleitung zur Überwachung und Beeinflussung von Präventionsnormen in der Schweizer Bevölkerung liefern.
Resultate
Unsere wöchentliche Erhebung des Präventionsverhaltens in der Schweizer Bevölkerung ergab, dass die Mehrheit der Bevölkerung die Covid-19-Massnahmen wie soziale Distanzierung, Maskentragen und Impfen befolgt. Es kann also von einer hohen Präventionsnorm in der Schweizer Bevölkerung sprechen. Gleichzeitig zeigte die kontinuierliche Inhaltsanalyse der Schweizer Newsmedien, dass die Covid-19-Massnahmen wichtige Themen in den Medien waren. Insbesondere die Covid-19-Impfkampagne dominierte den medialen Diskurs lange Zeit nach ihrer Einführung Ende 2020. Korrelationsanalysen zwischen Umfrage- und Inhaltsanalysedaten zeigten, dass Nachrichtenmedien im Prozess der Normbildung während der Pandemie eine besondere Rolle spielten. Auf der Grundlage der Umfragedaten und der Inhaltsanalyse konnten wir mit Hilfe einer Zeitreihenanalyse kausale Effekte der Medienberichterstattung über die Covid-19-Impfkampagne auf die wahrgenommenen Impfnormen in der Bevölkerung feststellen. Ergebnisse aus weiteren Querschnittserhebungen zu Medieneffekten auf normative Wahrnehmungen und Präventionsverhalten zeigen ebenfalls, dass die Medienaufmerksamkeit mit der Wahrnehmung von Präventionsnormen korreliert, die wiederum mit individuellem Präventionsverhalten assoziiert sind.
Die Ergebnisse weisen auf das kommunikativ-strategische Potenzial sozialer Normen bei Risikointerventionen hin: Durch die kommunikative Beeinflussung normativer Wahrnehmungen kann die Einhaltung von Präventionsmassnahmen gefördert werden. Daher wurde diese Idee in einem Online-Experiment getestet, in dem verschiedene normbasierte Kampagnenbotschaften und ihre Auswirkungen auf die Impfabsicht verglichen wurden. Wir fanden jedoch keine Auswirkungen der Exposition gegenüber diesen Kampagnenbotschaften auf die Impfabsicht. Dies weist auf die Herausforderung hin, etablierte normative Wahrnehmungen zu beeinflussen, die unter anderem das Ergebnis einer kontinuierlichen und kumulativen Exposition gegenüber Medienberichten sind.
Beitrag zur Bewältigung der aktuellen Pandemie
Wir veröffentlichten die Überwachungsdaten wöchentlich auf der Projektwebsite www.covid-norms.ch. Sie wurde von Gesundheitsbehörden wie dem Bundesamt für Gesundheit (BAG), Journalisten und anderen Personen stark frequentiert. Ausserdem standen wir in engem Austausch mit dem BAG und stellten spezifische Analysen, Ergebnisse und Bewertungen zur Verfügung. Diese Zusammenarbeit ermöglichte eine rasche Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in evidenzbasierte Leitlinien für die Krankheitsprävention.
Originaltitel
A Normative Approach to Disease Prevention: Monitoring and Influencing the Factors and Dynamics of Social Norms regarding Preventive Behaviours
Websites zur NFP 78 Forschung