Hoher Praxisnutzen früher NFP 78 Forschungsprojekte

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Das NFP 78 unterstützt diverse Forschungsprojekte mit unmittelbarem Praxisnutzen: Zwei Beispiele aus dem frühen Stadium der Pandemie zeigen dies auf.

Insbesondere im frühen Stadium der Corona-Pandemie hatte die Forschung die grosse Herausforderung zu bewältigen, praktisch in Real Time Daten zu sammeln, zu analysieren und erste Erklärungen zur neuen und komplexen Situation der Pandemie zu liefern. Diese Forschung bezog sich sehr konkret auf die aktuelle Situation und hatte neuste Entwicklungen unverzüglich zu berücksichtigen. Zwei Forschungsprojekte des NFP78 hatten genau dies zum Ziel. Sie lieferten in der frühen Pandemiephase einen unmittelbaren konkreten Nutzen für weitere Forschungsarbeiten sowie für die Entwicklung und Umsetzung von Massnahmen der öffentlichen Gesundheit.

Zu den wichtigsten Instrumenten der Bekämpfung einer Pandemie gehören Simulationen zur Ausbreitung der Krankheit. Die Forschenden rund um Kay W. Axhausen der ETH Zürich erweiterten die Software MatSim (Multi-Agent Transport Simulation) mit den Ergebnissen der Mobilitätsstudie MOBIS: Covid-19. Während viele bisherige Modelle auf einer homogenen Bevölkerung beruhten, basiert die neue Plattform auf einzelnen Personen und deren heterogenen Merkmalen, z.B. Vorerkrankungen und Verhaltensweisen. Durch den zusätzlichen Einbezug von Mobilitätsangewohnheiten kann einkalkuliert werden, ob sich mehrere Personen in Räumen und Fahrzeugen befinden. Die daraus resultierende, präzisierte Vorhersage der Virus-Verbreitung ermöglicht zum einen Prognosen für zukünftige Entwicklungen, wie beispielsweise die Belegung der Intensivbetten in Spitälern, welche durch das Projekt massiv an Präzision gewannen im Vergleich zur ersten Pandemie-Welle. Zum anderen kann die Wirksamkeit geplanter Strategien besser vorhergesagt werden, was nützlich ist bei der Evaluierung von Eindämmungsmassnahmen wie zum Beispiel von Reisebeschränkungen. Insgesamt kann durch diese Instrumente die Bewältigung potenzieller künftiger Pandemien effizienter gestaltet werden.

Allein die Ausarbeitung einer optimalen Strategie reicht jedoch nicht, um eine Krise unter Kontrolle zu halten. Die angeordneten Massnahmen müssen in der Praxis auch tatsächlich umgesetzt werden. Thomas Friemel und sein Team der Universität Zürich beschäftigten sich mit der Einstellung der Bevölkerung zu Schutzmassnahmen und dem daraus resultierenden Verhalten. Das Projekt Covid-Norms untersuchte das Präventionsverhalten der Bevölkerung sowie den öffentlichen Diskurs zu den wichtigsten Eindämmungsmassnahmen gegen Covid-19 in der Schweiz. Wöchentliche Monitorings erlaubten ein zeitnahes Verfolgen der Einstellung in Bezug auf einzelne Präventionsmassnahmen sowie der Bereitschaft, weitere Massnahmen mitzutragen.

Neben dem Monitoring befassten sich die Forschenden auch mit dem Zusammenhang verschiedener präventiver Verhaltensweisen. Es zeigte sich, dass das Befolgen einer Schutzempfehlung oft auch die Wahrscheinlichkeit für das Befolgen anderer Massnahmen erhöht. Eine geimpfte Person trägt beispielsweise eher eine Maske im Vergleich zu einer ungeimpften Person. Mit dem Projekt konnte ein detailliertes Verständnis der Barrieren und Motivationen für das Präventionsverhalten während der Covid-Pandemie erarbeitet werden.

Die Forschungsergebnisse wurden den zuständigen Entscheidungsträgern des BAG zur Verfügung gestellt und unterstützten diese bei der Erarbeitung einer effektiven Kommunikationsstrategie. So konnte die Planung der Impfkampagne wie auch spätere Massnahmen von den Studien profitieren.

Dank solcher gegenwartsnaher bzw. Real-Time Forschungsprojekte kann auf neue Entwicklungen in einer Pandemie schnell reagiert werden und Entscheide können evidenzbasiert getroffen werden. Die entwickelten Instrumente stehen auch für weitere Wellen oder für künftige Pandemien bereit.