Nature Artikel zu immunologischem Gedächtnis bei Covid-19

Forschende finden Hinweise zur Entstehung eines immunologischen Gedächtnisses bei SARS-CoV-2-Infektionen bei langlebigen CD8+ T-Gedächtniszellen.

Eine der nach wie vor ungeklärten Fragen ist, ob und wie die Exposition gegenüber SARS-CoV-2 durch Infektion oder Immunisierung zu einer langfristigen schützenden Immunität führen kann. Onur Boyman und sein Forschungsteam vom Universitätsspital Zürich und der Universität Zürich, in Kollaboration mit Forschenden von der ETH Zürich, interessieren sich für die Frage, welche Faktoren die Ausbildung dieses immunologischen Gedächtnisses beeinflussen. Sie haben soeben ihre neusten Erkenntnisse im renommierten Wissenschaftsjournal Nature publiziert.

Virusinfektionen beim Menschen, wie sie durch SARS-CoV-2 verursacht werden, führen zu einer Immunantwort, die die akute Infektion bekämpft. Gleichzeitig wird der Körper darauf vorbereitet, künftige Infektionen mit demselben Virus besser zu kontrollieren. Dieses Phänomen wird als immunologisches Gedächtnis bezeichnet und wird durch virusspezifische Gedächtniszellen des Immunsystems, unter anderem T-Zellen und insbesondere CD8+ T-Zellen, vermittelt. Während virusspezifische Antikörper routinemässig gemessen werden können, beschränkte sich der Einblick in virusspezifische CD8+ T-Zellen beim Menschen bisher auf Studien auf der Ebene der gesamten CD8+ T-Zellen-Population. Daher war es bisher nicht möglich, festzustellen, ob die mit dem Übergang von der Effektor- zur Gedächtnisphase verbundenen Veränderungen bei CD8+ T-Zellen auf Veränderungen der gesamten Population oder einzelner CD8+ T-Zellklone zurückzuführen sind.

Gemäss einem Artikel, der kürzlich online in der Zeitschrift Nature veröffentlicht wurde, ist es Boyman und seinem Team nun gelungen, einzelne virusspezifische CD8+ T-Zellklone bei mit SARS-CoV-2 infizierten Personen von der akuten Infektion bis zu einem Jahr nach der Genesung nachzuzeichnen. Die Forschenden unterschieden zwei Typen von virusspezifischen CD8+ T-Zellen: kurz- und langlebige. Die langlebigen konnten auch sechs Monate nach der akuten Infektion noch im Blutkreislauf nachgewiesen werden. Diese langlebige CD8+ T-Gedächtniszellen zeichneten sich durch eine eindeutige Signatur aus, die bereits während der akuten Infektion vorhanden war, und liessen sich somit frühzeitig von ihren kurzlebigen Pendants unterscheiden. Die Signatur der langlebigen Gedächtniszellen enthielt Signale für bestimmte Zytokine, wie z. B. Interferone, von denen angenommen wird, dass sie bei der Kontrolle von Virusinfektionen, einschliesslich der SARS-CoV-2-Infektion, wichtig sind.

Den Mechanismus zu verstehen, wie das Immunsystem die Gedächtnisbildung aufrechterhält, könnte Aufschluss darüber geben, warum manche Infektionen zu einem robusten und langanhaltenden Immungedächtnis führen, während dies bei anderen nicht der Fall ist. Die Studie trägt dazu bei, die Komplexität dieser Prozesse zu entschlüsseln. Die Ergebnisse unterstützen auch die weitere Erforschung natürlicher Virusinfektionen sowie die Entwicklung von Impfstoffen gegen Virusinfektionen und Krebsimmuntherapien, bei denen die Bildung von langlebigen CD8+ T-Gedächtniszellen erwünscht ist.

Projektbeschrieb: Immunologisches Gedächtnis nach einer SARS-CoV-2-Infektion

Adamo S, Michler J et.al. Signature of long-lived memory CD8+ T cells in acute SARS-CoV-2 infection. Nature December 7, 2021External Link Icon