Vergleich der Viruslast und Infektiosität bei verschiedenen Virusvarianten
Ein NFP 78 Forschungsteam verglich Viruslast und Infektiosität bei Wildtypviren, Delta und Omikron-Virusvarianten sowie bei geimpften und ungeimpften Infizierten.
Das Forschungsteam der Universität Genf um Olha Puhach, Benjamin Meyer und Isabella Eckerle untersuchte die Rolle der Virenlast als Faktor bei der Übertragung von verschiedenen SARS-CoV-2 Varianten. Ausserdem wurde der Einfluss der Impfungen auf die Viruslast und damit die Infektiösität einer geimpften im Vergleich zu einer ungeimpften Person bestimmt. Die schnelle Ausbreitung der Virusvarianten Alpha und Delta wurde zumindest teilweise auf eine höhere Viruslast zurückgeführt. Daher ist ein vertieftes Verständnis über die Viruslast von entscheidender Bedeutung, insbesondere bei Infektionen, die durch Impfstoffdurchbrüche ausgelöst werden. Da die RNA-Viruslast nur ein schwacher Indikator für die Infektiosität ist, führten die Forschenden eine Studie durch, in der sie mit Zellkulturisolierung die Menge an infektiösen Viren bestimmten.
Die Studie umfasste insgesamt 384 Patientinnen und Patienten: 118 ungeimpfte Personen, die mit SARS-CoV-2 (Wildtyp) und 127, die mit der Delta-Variante infiziert waren, sowie 121 Personen mit Impfstoff-Durchbrüchen bei der Delta-Variante und weitere 18 mit Durchbruchsinfektionen bei der Omikron-Variante.
Figure 1: Gemessene Genomkopien (B) und infektiöse Viruslasten (C) bei geimpften und ungeimpften Delta-infizierten Patienten zu verschiedenen Zeitpunkten. Die durchgezogenen Linien stellen die angepasste Kurve dar, die mit der LOESS-Methode (Local Estimated Scatterplot Smoothing) berechnet wurde.
Die Forschenden verglichen mittels Nasen-Rachen-Abstrich der 384 Covid-19-Patienten die Konzentration infektiöser Viren (infektiöse Virus-Titer IVT) mit dem Gesamterfolg der Virusisolierung und den RNA-Genomkopien. Sie beobachteten die Entwicklung der infektiösen Virustiter während der ersten 5 symptomatischen Tage.
Die Korrelation zwischen der Zahl der RNA-Genomkopien und der infektiösen Virustiter war bei allen Gruppen gering. Auch wurde keine Korrelation zwischen den infektiösen Viren und dem Alter oder Geschlecht festgestellt. Die RNA-Viruslast sagt also nicht sehr viel über die Infektiosität aus. Weiter beobachteten die Forschenden eine höhere Zahl an RNA-Genomkopien beim original SARS-CoV-2 als bei der Delta-Variante, dafür gab es bei Delta-infizierten Personen eine signifikant höhere infektiöse Viruslast. Ausserdem war die Viruslast bei Delta 3-5 Tage nach dem Symptombeginn höher. Mehr und längere infektiöse Virusausscheidungen könnten die höhere Übertragbarkeit von Delta erklären.
Bei geimpften und ungeimpften Delta-infizierten Personen waren die RNA-Genomkopien ähnlich hoch, aber geimpfte Personen hatten signifikant weniger infektiöse Viren und bauten diese schneller ab. Das bedeutet, dass die Impfung auch das Übertragungsrisiko senkt.
Geimpfte Personen mit einer Omikron-Infektion hatten eine vergleichbare Anzahl an infektiösen Viren wie diejenigen mit einer Delta-Durchbruchsinfektion. Dies lässt darauf schliessen, dass die hohe Infektiosität bei Omikron-Patienten nicht auf eine höhere Viruslast im Vergleich zu Delta zurückzuführen ist.
Diese wichtigen Erkenntnisse hat das Genfer Forschungsteam kürzlich als Preprint veröffentlicht. Seither werden sie intensiv diskutiert, unter anderem auf dem Kurznachrichtenkanal Twitter.