Editorial Newsletter NFP 78
Einschätzung von Marcel Salathé, Präsident der Leitungsgruppe des NFP 78, zur aktuellen Lage der Corona-Pandemie.
Die Corona-Pandemie ist seit bald eineinhalb Jahren das dominierende Thema. Doch dank der raschen Entwicklung der hochwirksamen mRNA Impfstoffe bewegt sich die Schweiz langsam aber sicher auf eine neue Phase zu. Seit Beginn der Pandemie ist die Wissenschaft unermüdlich damit beschäftigt, das Virus und seine Konsequenzen zu verstehen, und, zusammen mit Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern aus Politik und Gesellschaft wirksame Massnahmen zu entwickeln, die die schlimmsten gesundheitlichen Schäden vermindern können. Das NFP 78 “Covid-19” unterstützt dazu 28 Forschungsprojekte und 7 Implementationsprojekte.
Heute beschäftigen mich aus gesundheitlicher Sicht vor allem zwei Themen: Long Covid, und die Delta Variante. Als das NFP 78 “Covid-19” im Frühjahr 2020 ausgeschrieben wurde, war Long Covid noch kein Thema. Aus diesem Grund gibt es kein NFP 78 Projekt, das sich spezifisch mit dieser Thematik befasst. Zwar gibt es Forschung, die sich auch mit gewissen langfristigen Folgen von Covid-19 auseinandersetzt. Long Covid ist aber ein komplexes Phänomen mit zahlreichen Aspekten, die in ihrer Gesamtheit keinen Schwerpunkt des NFP 78 “Covid-19” bilden. Im Rahmen unseres soeben gestarteten Implementierungsprogramms des NFP 78 widmet sich die Forschungsgruppe von Onur Boyman am Universitätsspital Zürich dem Thema Post-acute Covid-19 Syndrome (PACS) und den Aspekten von Long Covid. Mit grossem Interesse habe ich zudem zur Kenntnis genommen, dass der Nationalrat eine Motion zur wissenschaftlichen Begleitung von Long Covid angenommen hat. Selbstverständlich beobachten wir die weitere Entwicklung zu dieser Thematik sehr genau.
Die Delta Variante ist seit einiger Zeit in der Schweiz und wurde auch hier, wie in fast allen anderen Ländern, zur dominanten Variante. Da sie nochmals ansteckender ist als die Alpha Variante, stellt uns Delta vor grosse epidemiologische Herausforderungen. Erfreulicherweise bleibt der Impfschutz mit den in der Schweiz benutzten mRNA Impfstoffen sehr hoch, allerdings nur nach zwei Dosen. Es wird deshalb ein Wettrennen geben zwischen der Verbreitung von Delta und der Erhöhung der Impfrate, denn eine Variante, die übertragbarer ist, verlangt auch eine höhere Durchimpfung zur Erreichung der Herdenimmunität.
Die NFP 78 Forschung bleibt also hoch relevant in der Zukunft, und wir werden weiterhin unseren vollen Einsatz geben, um mit wissenschaftlichen Erkenntnissen die Pandemiebekämpfung so stark wie möglich zu unterstützen.