Gute Stimmung an der 2. Programmkonferenz des NFP 78
Anfang Mai 2022 trafen sich in Interlaken rund 100 Forschende mehrheitlich zum ersten Mal persönlich. Entsprechend intensiv war der Austausch.
«Grossartige Konferenz, interessante Diskussionen und exzellente Wissenschaft!», waren die begeisterten Rückmeldungen gewisser Teilnehmenden. Die NFP 78 Programmkonferenz bot den Forschenden viel Raum für den wissenschaftlichen Austausch und insbesondere den jüngeren Teilnehmenden Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen.
Im Rahmen von Kurzpräsentationen präsentierten über 30 Forschungsgruppen der Sonderausschreibung zu Coronaviren und des NFP 78 ihre Zwischenergebnisse. Eine Poster Session bot weitere Möglichkeiten für ausführliche wissenschaftlichen Diskurse.
Das erste von drei Key Note Referaten wurde von Elsa Lorthe vom Universitätsspital Genf HUG gehalten, deren Forschungsteam die Rolle der Kinder im Kontext von Covid-19 untersucht. Sie erwartet, dass neu auftretende Varianten eine erhöhte Anfälligkeit bei Kindern mit sich bringen werden. Deren künftige Bedeutung sollte nicht unterschätzt werden, da die Bedingungen in Schulen günstig für hohe Transmissionsraten sind.
Die Analyse von Annelies Wilder-Smith von der London School of Hygiene über potenzielle WHO-Szenarien der Zukunft der Pandemie zeigte, dass Prognosen sehr schwierig sind. Klar ist, dass die Pandemie noch nicht beendet ist und dass sich das Virus weiterentwickeln wird, die neuen Charakteristiken aber noch weitestgehend unbekannt sind. Fest steht ebenso, dass eine hohe Impfquote sowie regelmässige Booster von entscheidender Bedeutung sind.
Tanja Stadler von der ETH Zürich und ehemalige Präsidentin der Swiss National Covid-19 Science Task Force, liess nochmals den Pandemieverlauf in der Schweiz Revue passieren und zeigte dabei die Herausforderungen des Zusammenspiels von Wissenschaft und Entscheidungsträgern in der Schweiz auf.
In der Paneldiskussion am zweiten Tag diskutierten Tanja Stadler von der ETH Zürich, Isabella Eckerle vom Universitätsspital Genf, Christian Kahlert vom Kantonsspitals St. Gallen und Robert Rieben von der Universität Bern unter der Moderation von NFP 78-Leitungsgruppenmitglied Annelies Wilder-Smith.
Die Diskussion bestätigte Erfahrungen aus verschiedenen Bereichen, führte aber auch zu neuen Einsichten zum Beispiel darüber, dass es unklar ist, ob künftige Varianten mildere oder auch schwerere Verläufe mit sich bringen werden, über Aspekte von Long Covid bezüglich des kardiovaskulären Systems sowie über Belastungen der Beschäftigten im Gesundheitswesen auf längere Sicht. Die Debattierenden waren sich einig, dass die Pandemie nicht vorbei ist, sondern dass für gewisse Bereiche die Forschung erst am Anfang steht, zum Beispiel bei Long Covid oder bezüglich Prognosen zur weiteren Entwicklung des SARS-CoV-2 und von Covid-19. Insgesamt war sich das Panel einig, dass die Schweiz Gefahr läuft, weiterhin schlecht aufgestellt zu sein für eine mögliche nächste Welle im Herbst oder auch für eine zukünftige Pandemie. Es müssten jetzt Strukturen der öffentlichen Gesundheit und der Forschungsförderung aufgebaut werden, die durch gute Vernetzung eine verbesserte Vorbereitung und künftige Krisenbewältigung ermöglichen.
Einige unter den Teilnehmenden machten zum ersten Mal Bekanntschaft mit Eiger, Mönch und Jungfrau, welche vom Restaurant Harder Kulm durch die Wolken zu erspähen waren, wo das gemeinsame Abendessen stattfand.